Studentenzahlen steigen: Es wird eng an der Uni
Immer mehr junge Menschen in Deutschland machen ihr Abitur und streben anschließend an eine Universität. Der Run auf die Hochschulen ist ungebrochen, das belegen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Die Hochschulen ächzen unter der Last der Studenten. Die Folgen für die Gesellschaft sind enorm.
Nach dem Abi zur Uni
Ein Drittel aller Schüler, die 2006 ihre schulische Laufbahn beendeten, hatten zum Abschluss das Abitur in der Tasche. Dieser Wert ist binnen der letzten zehn Jahre auf 43 Prozent gestiegen – Tendenz weiter steigend. In der Gesellschaft hat sich das Bild manifestiert, das nur ein möglichst hoher Bildungsabschluss Erfolgschancen auf dem Arbeitsmarkt garantiere. Mit der wachsenden Zahl der Abiturienten steigt auch die Zahl der eingeschriebenen Studenten an Hochschulen. 80 Prozent aller jungen Menschen wechseln nach dem Abitur direkt an die Uni oder Fachschule. Nur jeder fünfte wechselte direkt in das Berufsleben oder absolviert einen freiwilligen sozialen Dienst für die Gesellschaft.
Studentenrekord an den Universitäten
Zu jedem neuen Semester in Deutschland melden die Hochschulen kontinuierlich mehr als 500.000 neue Studenten – vor 20 Jahren waren es nur halb so viele. Für die Universitäten ist der Run auf die Studiengänge mit erheblichen Problemen verbunden. Längst platzen die Hörsäle aus allen Nähten. Überfüllte Vorlesungen gehören vor allem in den beliebten Studienrichtungen zur Tagesordnung.
Ein weiteres Problem ist der Mangel an Fachkräften an den Unis. Obwohl die steigende Zahl an Studenten bekannt ist, werden zu wenig neue Lehrkräfte angestellt. Die Studienanfänger sind zu oft auf sich allein gestellt. Das führt zu einem Outsourcing von Unterstützungsleistungen, die Studenten immer häufiger außerhalb der Uni finden. Wissenschaftliche Arbeiten mit Unterstützung externer Kräfte oder Nachhilfelehrer werden immer häufiger genutzt.
Mehr Studenten – weniger Auszubildende
2,8 Millionen Studenten waren zu Beginn des Wintersemesters 2018/2019 an deutschen Hochschulen eingeschrieben – ein neuer Rekord. Probleme bereitet die große Zahl an jungen Studenten dem Handwerk. Immer mehr Lehrstellen bleiben unbesetzt, da die Unternehmen keine passenden Auszubildenden finden.
Die Ausbildung im dualen System genießt weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Und doch entwickelt sich der Ausbildungsmarkt in eine schlechte Richtung. Eine Ausbildung ist bei jungen Menschen nicht mehr gefragt. Sie entscheiden sich lieber für ein Studium an der Universität. Dadurch versprechen sie sich bessere Berufschancen in der Zukunft und eine bessere finanzielle Situation. Nur knapp ein Zehntel aller Schulabgänger entscheidet sich heute noch für eine Ausbildung. Die Unternehmen klagen über schlecht ausgebildete Schulabgänger, die sich im Vorstellungsgespräch bei ihnen vorstellen.